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Was ist eine Eselsbrücke?

Schon im Mittelalter nannte man einen Merkspruch, mit dem man sich einen schwierigen Lernstoff besser merken konnten eine "Eselsbrücke". Der Begriff kommt aus dem Lateinischen "pons asinorum" und ist auch im Französischen als "Pont aux Anes" bekannt.

Eselsbrücke

Entstanden ist dieser Begriff durch lange Erfahrungen mit Eseln, die in früheren Jahrhunderten das bevorzugte Last- und Tragetier der einfachen Leute auf dem Land waren. Esel sind extrem wasserscheu und bocken vor dem kleinsten Rinnsal. Mussten sie einen Bach überqueren, dann mußten ihre Halter ihnen zuerst eine Brücke bauen. Weiterlesen

Effektiver studieren durch gehirngerechtes Lernen II

Wie funktioniert unser Gehirn?

Prof. Rückert vergleicht die Funktionsweise unseres Gehirns mit einem Computer und meint: „Fast jeder weiß wie ein PC funktioniert, doch die wenigsten haben eine genaue Vorstellung von ihrem Gehirn.“

Der PC besteht im Wesentlichen aus:

  • Zentralprozessor
  • Festplatte
  • Betriebssystem
  • Software
  • Ein- und Ausgabekanäle

Genau aus diesen Elementen besteht auch unser Gehirn, nur mit wesentlichen Unterschieden.

Das menschliche Gehirn

Das menschliche Gehirn

Unser Gehirn besteht aus:

  • CPU und RAM – sie bilden eine Einheit
  • Nicht ein Prozessor/Gehirnzelle, sondern einige Billionen
  • Betriebssystem – jede Gehirnzelle ist mit zig Tausenden anderen verbunden
  • Software – Lernprogramme
  • Ein- und Ausgabekanäle – Motorik, Sinnesorgane

Eine Gehirnzelle alleine für sich genommen hat natürlich nicht so viele Funktionen wie die CPU des Computers. Doch die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns wird dadurch erreicht, dass jede Gehirnzelle mit Tausenden anderen Gehirnzellen fest verbunden ist. Unser Gehirn ist also anders als das Betriebssystem des Rechners fest verdrahtet und erweitert sich durch Benutzung ständig selbst.

Auch hat das Gehirn durch die Peripherie des Menschen in Form von Motorik und Sinnesorgane wesentlich mehr „Intelligenz vor Ort“ als die Ein- und Ausgabekanäle eines PCs.

Die Gehirnforschung ist erst am Anfang und muss laufend ihre Modelle vom Gehirn verändern, denn das wichtigste Organ des Menschen erweist sich als außerordentlich komplex und ist leistungsfähiger, als es je ein Wissenschaftler zu vermuten wagte.

Rückert: „Mit mehr als 10 Milliarden Neuronen (Gehirnzellen), von denen jedes über Dendriten, Axone und Synapsen mit einigen zig Tausend anderen verbunden ist, kann das Gehirn in der Größenordnung 10800 Zustände haben, d.h. Gedanken und Bilder speichern. Das ist um den Faktor 10700 mehr als es Atome im Weltall gibt!“

Vernetzungen im Gehirn

Vernetzungen im Gehirn

Das sprengt jetzt etwas unser Vorstellungsvermögen, zeigt aber auch sehr deutlich, dass solche Aussagen wie: „das kann ich nicht!“ keinen echten Hintergrund haben.

Prof. Rückert fasst die Eigenschaften des Gehirns in folgende drei Hauptgruppen zusammen:

  • Das Gehirn ist polar aufgebaut
  • Es arbeitet wie ein assoziativer Speicher
  • Es organisiert sich selbst

Mit diesen drei Haupteigenschaften und ihren Beziehungen zum Lernen beschäftigen wir uns im nächsten Artikel.

Quelle Prof. Dr. Michael Rückert, FH Köln, Fachbereich AV: Gehirngerechtes Lernen „ Effektiver studieren durch gehirngerechtes Lernen“  Zusammenfassung Sigrid Ebert, Fotos James Steidel und ktsdesign

Effektiver studieren durch gehirngerechtes Lernen I

Heute geht es um „Effektiver studieren durch gehirngerechtes Lernen“von Prof. Dr. Michael Rückert, FH Köln, Fachbereich AV: Gehirngerechtes Lernen

Ich werde seine Abhandlung in mehrere Zusammenfassungen präsentieren, damit sie in kleinen Appetithappen gut verdaulich sind.

Zum Einstieg beginnt Prof. Rückert mit zwei kleinen Tests, mit denen sich der Leser gleich selbst über seine Gedächtnisleistung überzeugen kann. Der erste Test besteht aus einem Text, den Sie aufmerksam lesen sollen und dann sofort aus dem Gedächtnis wiedergeben.

„Ein Zweibein saß auf einem Dreibein und aß ein Einbein. Da kam ein Vierbein und schnappte dem Zweibein das Einbein weg. Daraufhin nahm das Zweibein das Dreibein und schlug damit das Vierbein, bis es das Einbein wieder hergab“

Ich liebe diese kleine Geschichte, weil sie in meiner Fantasie eine sehr lustige Begebenheit abgibt und ich sie so immer wieder reproduzieren kann. Versuchen Sie es!

Sein zweiter Test besteht aus Wortpaaren, die Sie sich merken und in der richtigen Reihenfolge wiedergeben sollen:

„Kuß – Taschentuch / Auto – Banane / Erdnuß – Eieruhr / Flugzeug – Schal / Namensschild – Produktionstheorie / Ratte – Frau / Nonne – Bikini / Sektkorken – Mercedes / Bett – Photoapparat / Geld – Gewicht „

absurd und deshalb sehr einprägsam

absurd und deshalb sehr einprägsam

Welchen Trick muss ich anwenden, um mir etwas leichter merken zu können?

Je bildhafter das Vorgestellte ist, desto besser kann ich es behalten und immer wieder abrufen. Prof. Rückert meint dazu: „Je merkwürdiger, desto merk – würdiger“

Wie habe ich mir nun die obigen Wortpaare gemerkt? Dazu erzähle ich Ihnen eine kleine Geschichte und Sie werden dann sofort sehen wie der Trick funktioniert:

„Ein rosa Kussmund räkelt sich auf einem weißen Taschentuch am Straßenrand, als ein blaues Auto mit  lila Banane auf dem Dach um die Ecke biegt, an der roten Erdnuss anhält, dann weiter fährt, an der orangen Eieruhr ein Ticket bekommt, ins schwarze Flugzeug steigt, das es vorher noch schnell in einen grünen Schal gewickelt hat. Sein gelbes Namensschild ist der Notausgang und weist auf die brünette Produktionstheorie der Abstürze hin. Die bunte Ratte neben ihm ist seine graue Frau und eine blasse Nonne im schrillen Bikini hat einen Sektkorken zwischen den Lippen und heißt Mercedes. Sie will unbedingt ins weiche Bett um mit dem Fotoapparat zu poussieren denn das bringt Geld und hat großes Gewicht beim Klerus.“

Rückert sagt: „Bilder lassen sich am besten merken, wenn sie übertrieben, absurd, erotisch, vulgär, sinnlich, bewegt, farbig, phantasievoll und klar sind.“

Stimmt! Diese kleine Geschichte, die ich aus den Wortpaaren phantasiert habe werde ich nicht wieder vergessen! Und das bedeutet, dass ich auch noch in einem Monat diese Wortpaare in der richtigen Reihenfolge werde aufsagen können.

Probieren Sie es aus und phantasieren Sie Ihre Geschichte und dann überprüfen Sie es in ein paar Wochen erneut. Sie werden verblüfft sein!

In weiteren Beiträgen werden wir uns mit dem Gehirn und seiner Funktionsweise beschäftigen. Es bleibt spannend und so ist es auch mit dem Lernen – Lernen ist spannend!

Quelle „Effektiver studieren durch gehirngerechtes Lernen“von Prof. Dr. Michael Rückert, FH Köln, Fachbereich AV: Gehirngerechtes Lernen, Zusammenfassung Sigrid Ebert, Foto OrpheusXL

Der Mensch ist nicht der Einzige der erfindet, plant, andere austrickst oder anlügt.

Viele Tiere sind intelligenter als angenommen. Nach Angaben des Wissenschaftsmagazins „National Geographic Deutschland“ belegen aktuelle Forschungsergebnisse, dass viele Tiere zu Gedankenleistungen fähig sind, die bisher nur Menschen oder Menschenaffen zugetraut wurden.

Bestimmte Vogelarten können sich an Ereignisse erinnern und Futter wieder finden. Kraken öffnen mit ihren Armen zugeschraubte Gläser

Krake öffnet ein Glas

Elefanten erkennen sich im Spiegel, Papageien können rechnen, Krähen stellen selbst Werkzeuge her um an Futter zu gelangen und Buschheher wissen, dass ihre Artgenossen Diebe sind.

Zahlreiche Experimente mit Tieren belegen, dass die Wurzeln der Kognition offenbar weiter zurückreichen, als lange Zeit angenommen wurde, und dass Intelligenz nicht dem Menschen vorbehalten ist.

Selbst wirbellose Tiere, wie Kraken, benutzen Werkzeuge und haben scheinbar Spaß daran, Wasserstrahlen auf Menschen abzuschießen. Kognitionswissenschaftler sind der Ansicht, dass Intelligenz nicht länger für Primaten oder Säugetiere vorbehalten sein sollte.

Der Mensch ist nicht der Einzige, der erfindet oder plant, andere austrickst oder anlügt. Viele Tiere verfügen über ebensolche Fähigkeiten, können mit dem Menschen kommunizieren, sein Verhalten nachahmen und haben ein sehr viel besseres Gedächtnis als der Mensch.

Quelle „Die Welt“ 22.02.2008 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Bildquelle „Welt online“

Ist Multi-tasking gut?

Ist Multi-Tasking gut? Im Sinne von Effektivität ist Multi-Tasking, das bedeutet,  mehrere Aufgaben werden gleichzeitig erledigt, nicht zielführend. Zwar bleibt in der heutigen Bürowelt für immer mehr Arbeit immer weniger Zeit, und wer mehrere Dinge gleichzeitig erledigt, ist scheinbar im Vorteil. Die Qualität der Arbeit leidet aber darunter. Darauf deuten Untersuchungen von Neurologen und Hirnforschern hin.

multi tasking

multi tasking

Sie fanden heraus, dass der Mensch eigentlich nicht in der Lage ist, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Im Gegenteil: Um 20 bis 40 Prozent sinkt die Leistungsfähigkeit des Gehirns, wenn es mehrere Aufgaben parallel bearbeiten soll. Die Aufmerksamkeit wird den verschiedenen Aufgaben nämlich nicht gleichzeitig gewidmet, sondern springt zwischen ihnen hin und her. Mit fatalen Folgen: Die Informationen werden nicht nachhaltig genug verarbeitet, Fehler schleichen sich ein. Außerdem braucht das Gehirn Zeit, sich immer wieder in neue Aufgaben hineinzudenken, auch wenn es vorher schon einmal mit ihnen konfrontiert war. Wer multitaskt, erledigt seine Arbeit im Endeffekt also langsamer und ungenauer.

Eine amerikanische Unternehmensberatungsfirma hat ermittelt, dass der US-Wirtschaft dadurch 590 Milliarden Dollar Verluste entstehen. Ganz zu schweigen von krankheitsbedingten Ausfällen: In den USA leidet die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung bereits an „Hurry-Sickness“, der Hetz-Krankheit.

Allerdings bleibt ein kleiner Trost: Obwohl der Begriff Multi-Tasking der Computerwelt entlehnt ist, sind nicht einmal Betriebssysteme in der Lage, sich wirklich zeitgleich mit mehreren Prozessen zu beschäftigen. Auch sie bearbeiten die einzelnen „Task“ nacheinander, nur eben so schnell, dass für menschliche Maßstäbe der Eindruck von Gleichzeitigkeit entsteht.

Quelle P.M. 1/2008, Zusammenfassung Sigrid Ebert

Mittagsschlaf im Büro

„Schlafen kann ich wenn ich tot bin,“ spottete Rainer Werner Fassbinder. Der exzentrische Filmemacher, der in 13 Schaffensjahren 40 Spielfilme drehte, dazu Fernsehspiele und –serien, lebte stets aus dem Vollen. Neben seiner manischen Arbeitswut, mit der er zum „größten Filmemacher der Welt“ avancieren wollte, zog er mit seinen Schauspielern nachts um die Häuser, trank viel Alkoholisches, rauchte ohne Unterlass und missachtete sämtliche Warnsignale seines Körpers. Mittagsschlaf zu halten hielt er für eine Zumutung, auch seien Mitarbeitern verbot er das Wegdösen am Set. Mit 37 Jahren spielte sein Körper nicht mehr mit, nach dem Herzstillstand kam bei der Obduktion heraus, dass Fassbinder sich mit Schlafmitteln voll gepumpt hatte. Er hatte schlicht das Schlafen verlernt.

Auch heute ist es für manche Chefs eine makabre Vorstellung, dass ihre Mitarbeiter in einem Sessel oder lang ausgestreckt unterm Schreibtisch für eine Viertelstunde abtauchen. Mittagsschlaf wird nur Rentnern oder Kindern zu gestanden. Doch inzwischen schlummern nach Angaben des Schlaflabors in Mönchengladbach rund sechs Prozent der Berufstätigen tagsüber, Tendenz steigend. Sie tun damit etwas für ihre Produktivität, die nach einem Kurzschlaf messbar ansteigt, für ihr Herz, das in der Auszeit gekräftigt wird, und insgesamt für ihre Entspannung, die den ganzen Körper erfasst.

Mittagsschlaf im Büro

Die Siesta verlängert das Leben, vor allem von Männern. Ihr Risiko, durch Herzversagen aus dem Arbeitsleben zu scheiden, verringerte sich um stolze 64 Prozent, wenn sie sich nachmittags ein Schläfchen gönnen. Fest steht: chronische Übermüdung und ihre Folgen – mangelnde Motivation, schlechte Effizienz, Krankheit und Arbeitsunfälle – verursachen Kosten in Milliardenhöhe. Arbeitgeber und –nehmer sollten öfters in Morpheus Arme sinken.

Was wir von Anderen lernen können: In amerikanischen Unternehmen werden so genannte „Metronap“-Räume, in die sich Arbeitnehmer zum Nickerchen zurückziehen, allmählich Standard. Die Japaner bezeichnen die kurze Ruhe als „inemuri“, was „schlafend präsent sein“ heißt. Beim Schlummer sackt man nicht unter die Tiefschlafgrenze, bei Bedarf ist man sofort wieder voll da. Deshalb ist es in Japan, aber auch in China, legal, sich das Schläfchen überall zu gönnen: in Nahverkehrsmitteln, in Restaurants nach dem Essen, bei Meetings, wen man kurz seinen Kopf auf den Tisch sinken lässt, und natürlich im Sessel am eigenen Schreibtisch. In der kurzen Ruhe liegt viel Kraft. „Der Mittagsschlaf entspricht einem natürlichen Bedürfnis“, sagt Jürgen Zulley, der die Deutsche Akademie für Gesundheit und Schlaf leitet.

Literatur: Peter Spork “Das Schlafbuch, warum wir schlafen und wie es uns am besten gelingt“ Rowohlt

Sie werden es vermutlich nicht glauben, doch auch ich habe es ausprobiert und möchte nicht mehr darauf verzichten!

„Die Welt“  14. April 2008 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Herrscht der Mensch durch die Grammatik

Lange galt die Grammatik der menschlichen Sprache als Inbegriff des menschlichen Herrscheranspruchs – war doch nur der Mensch in der Lage zu einem so komplexen Zusammenspiel von Wörtern, Sätzen und Bedeutung.

Doch nun haben Forscher ein weiteres Wesen entdeckt, das sich verschiedener Sprachstrukturen bedient: den Buckelwal.

Intelligente Wale

Intelligente Wale

Wale gelten schon seit längerem als besonders kluge Tiere. Nun wurde entdeckt, dass sie auch  über eine komplexe Sprache verfügen.

Während der sechsmonatigen Paarungszeit singen alle erwachsenen männlichen Buckelwale einer Population ein ganz bestimmtes Lied, um die weiblichen Artgenossen zu bezirzen. Damit sich die Damen nicht langweilen, wird der Song zudem immer wieder weiterentwickelt und variiert.

Wissenschaftler des Howard Hughes Medical Institutes (HHMI) haben diese Abfolge aus Schreien, Stöhnen und Zirpen nun mit Hilfe eines Computerprogrammes genauer untersucht – in der Hoffnung, die Strukturen des Gesanges zu entschlüsseln.

Das Computerprogramm wertete dabei aus, wie viele Informationen mit Hilfe der unterschiedlichen Geräusche übermittelt wurden und verglich dies mit der Informationsübertragung bei der menschlichen Kommunikation. Anschließend wurde untersucht, ob der Reihenfolge der Daten eine hierarchische Struktur zugrunde liegt, denn das ist ein wichtiges Element jeder Grammatik.

In den Walgesängen sind eindeutig Grundformen einer grammatischen Struktur zu finden, sie unterscheidet sich jedoch völlig von der menschlichen Sprache. Sie besteht aus verschiedenen Ebenen, die jeweils ein bestimmtes Set an Informationen weitergeben. Die kürzesten Informationseinheiten bestehen aus 6 Elementen, die längsten aus 180 bis 400.

Zum Vergleich: In der menschlichen Sprache transportiert schon ein einzelnes Wort etwa zehn unterschiedliche Informationen – so wie Einzahl oder Mehrzahl, positive oder negative Bedeutung oder etwa Zustimmung.

Diese Unterschiede, so erklärt der Studienleiter Ryuji Suzuki, seien jedoch nicht weiter verwunderlich: Schließlich sei die Unterwasserwelt von der unseren völlig verschieden. Es sei daher verständlich, dass sich in dieser anderen Umgebung, in der sich Schall viermal schneller bewegt als in Luft, auch andere Kommunikationsformen entwickelten.

P.M. Februar 2007 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Generation doof

Das Buch „Generation Doof“ liefert ein Seelenbild der 20- bis 35-Jährigen und wurde von zwei Autoren aus dieser Altersklasse verfasst.

Deren Kernaussage: Eine ganze Generation scheint zu verblöden. Sie belegen das an einzelnen Themen, die die Generation Doof charakterisieren:

Bildung ist unwichtig. Man macht, was Spaß bringt, und kommt damit irgendwie durch. Allgemeinbildung hat keinen hohen Stellenwert. „Was Hänschen nicht lernt, schlägt Hans bei Wikipedia nach“.

Gleichgültige Haltung gegenüber den Anforderungen des Berufslebens. Zwei Drittel der Betriebe klagen über mangelndes schriftliches und mündliches Ausdrucksvermögen der Bewerber. Anschreiben mit „Sehr geehrter Herr und Frau Personalbüro“ sind verbreitet.

Karriere macht man auf Firmenkosten: man tut so, als ob man sehr viel zu tun hätte. Multitasking, das parallele Arbeiten an mehreren Aufgaben, wird als Tarnung des scheinbar Vielbeschäftigten benutzt. Lange Abende im Büro sehen wie anstrengende Arbeit aus, tatsächlich aber werden sie genutzt, um im Internet zu surfen und Auktionen bei Ebay zu überwachen.

Generation Doof
Generation Doof

Permanenter und langfristiger Jugendwahn, auch wenn es in Deutschland immer weniger echte Jugendliche gibt. Der Unterschied zwischen einem 25- und einem 35 – Jährigen? Keiner, außer ein paar Fältchen, aber die kann man sich wegspritzen lassen. Benehmen, Sprache, Kleidung und Umgangsformen bleiben jugendlich. Erwachsensein wird mit Feinrippunterhosen, Blasentee und langweiliger Lebenseinstellung gleichgesetzt.

Konsum ist eine Strategie, mit der man sich den Alltag angenehmer gestalten kann. Beim Einkauf wird bevorzugt EC- oder Kreditkarte eingesetzt, weil man damit mehr ausgeben kann als mit einem begrenzten Bargeldvorrat. Shopping macht glücklich!

Man ist unpolitisch. Wählen geht man nicht, weil man seine Zeit lieber mit Sinnvollerem verbringen will. „Ich kann ja doch nichts verändern“ bringt Janine, eine Bankkauffrau aus Köln, ihre und die Einstellung ihrer Generation auf den Punkt. Janine ist seit drei Jahren 29.


Generation Doof“ von Stefan Bonner und Anne Weiss ISBN 978-3-404-60596-5
„Trendletter“ 04.04.2008 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Frauen in der Computerbranche

Warum arbeiten so wenige Frauen in Computerberufen? Es sind nicht nur wenige – es werden sogar immer weniger.

Der Frauenanteil in den Ausbildungsberufen der IT-Branche sank in den letzten zehn Jahren von 13,8, Prozent auf 9,1 Prozent. Die bisher größte deutsche Studie zu diesem Thema ist zu dem Ergebnis gekommen:

Frauen, die sich für technische Berufe interessieren, werden von den Beratungsstellen der Arbeitsagenturen systematisch demotiviert. Uralte Rollenverteilungen wabern dort offenbar in den Köpfen und raten Frauen mit Sätzen wie“ Das wird ganz schwierig für Sie“ und „Da kann eine Frau sich nicht durchsetzen“ von der entsprechenden Berufswahl ab.

Computerbranche als Berufswunsch

Computerbranche als Berufswunsch

Damit erhalten die Selbstzweifel vieler Frauen Nahrung. Ulrike Struwe, die Leiterin der Studie, die vom „Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit“ durchgeführt wurde:“ Frauen befürchten, technisch weniger begabt zu sein und in der direkten Konkurrenz mit Männern in diesen Berufen nicht mithalten zu können.“

In der Realität ist das aber längst widerlegt: Wenn es um praktische Computerkenntnisse und Softwarefragen geht, sind Mädchen gleichauf mit Jungen. Was ihnen allerdings fehlt, ist die Begeisterung für das Basteln  mit Hardware.

Dennoch entscheiden sich immer mehr Firmen für Frauen, wenn IT-Jobs zu besetzen sind, da Frauen für „kommunikativer und reifer“ gehalten werden. Wenn nur genügend Frauen ausgebildet würden.

P.M. 1/2008 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Hier kann ich nur raten, mit Selbstbewusstsein und Bestimmtheit in die Berufsberatung zu gehen und sich den Berufswunsch nicht ausreden zu lassen. Denn alles was „Frau“ will, kann „Frau“ auch!

„Employability“

Arbeitnehmer müssen immer mehr für ihre „Employability“ tun.

Nach Ansicht von Experten werden Arbeitnehmer zukünftig deutlich mehr tun müssen, um ihre Beschäftigung langfristig zu sichern. „Employability“ heißt das neumodische Fachwort dafür, zu Deutsch: Beschäftigungsfähigkeit.

Die Beschäftigungsfähigkeit wird zunehmend Aufgabe des Einzelnen, sagt Prof. Jutte Rump von der FH Ludwigsburg auf der Bildungsmesse didacta in Köln. Zur „Employability“ zählt etwa das Investieren in Fortbildung. Diese werde in Zukunft stark an Bedeutung gewinnen. Denn Jobs in der Produktion gehen weiter verloren, übrig bleiben Arbeitsplätze, die ein hohes Wissen erfordern, und die Halbwertzeit von Wissen wird immer kürzer.

Arbeitnehmer sollten sich fragen, was ihre Stärken sind und was zu tun ist, um sie zu erhalten, etwa durch gezielte Fortbildungskurse.

Employability

Aber auch für Unternehmen wird „Employability“ wichtiger: Einerseits sind für die Zukunft massive Auswirkungen der demographischen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zu erwarten, denn 2030 ist der größte Jahrgang der Babyboomer in Rente, die Zahl der Arbeitskräfte wird also langfristig kleiner.

Andererseits wird Wissen immer mehr zum Wettbewerbsfaktor. Ein Hochlohnland wie Deutschland hat gegen die globale Konkurrenz nur mit hoch qualifizierten Arbeitskräften eine Chance.

In wissensintensiven Dienstleistungsberufen wird das Angebot an Arbeitsplätzen spürbar zu nehmen. Denn Deutschland wird zunehmend zum postindustriellen Wirtschaftsstandort: „67 % der Arbeitsplätze sind schon heute im Dienstleistungssektor.“ Und das ist vergleichsweise noch nicht viel: „Großbritannien und USA liegen bei 80 %.“ Für niedrig Qualifizierte wird es dagegen immer weniger Arbeitsplätze geben, glaubt die Wissenschaftlerin, Prof. Jutte Rump.

Die Unternehmenskultur muss deshalb so sein, dass „Employability“ auf der Tagesordnung steht. Personalentwicklung und Förderung von Aus- und Fortbildung müssen das berücksichtigen.

Magazin web.de Mai 2007 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Kreativität steigern!

Der Begriff „Kreativität“ ist von dem lateinischen Wort “creatio“ = Schöpfung abgeleitet. Man versteht darunter die Fähigkeit, neue und unübliche Lösungen für bekannte oder auch neue Aufgabenstellungen zu finden.

Vorgehensweisen und Methoden sollen dabei in einer nicht vorgegebenen Weise kombiniert und abgewandelt werden. Dabei ist es durchaus erwünscht, gegen Regeln zu verstoßen oder diese einfach zu ignorieren. Das Ziel ist allerdings produktiv zu sein und neue Vorteile zu schaffen.

Also nicht aus Spaß Regeln umstoßen, schrille Ideen entwerfen oder ein Problem nur scheinbar oder mit unsinnig hohem Aufwand lösen.

Die zündende Idee

Die zündende Idee

Wenn Sie Ihre Kreativität steigern, hat das im Bereich des Lernens den großen Vorteil, dass Sie beweglicher im Geist werden. Sie lernen nicht nur stur nach bestimmten Vorgaben, sondern erkennen schneller Zusammenhänge, versuchen spielerisch, Aufgabenstellungen auf verschiedenen Wegen zu bewältigen und erhalten so in kürzerer Zeit Lösungsansätze und sogar völlig neue Lösungen.

Wenn Sie einen Geistesblitz haben, dann können Sie ziemlich sicher sein, dass Ihr Kopf oder der unbewusste Teil Ihres Geistes schon seit geraumer Zeit an dieser Idee oder Problemlösung arbeitet. Sei es, dass Ihnen endlich eine Idee kommt, wie das Thema der Projektarbeit lauten könnte, sei es, dass Ihnen die rettende Idee für ein bereits zum Scheitern verurteiltes Ausstellungsprojekt einfällt.

In all diesen Fällen war Ihnen das Problem schon länger bekannt und Ihr Geist hat im  Hintergrund unter Ausnutzung all seiner Ressourcen daran gearbeitet. So entstehen auch Ideen, die Ihnen mehr oder weniger im Schlaf kommen. Denn auch wenn Sie schlafen, schaltet Ihr Gehirn nicht völlig ab, sondern arbeitet weiter an der Zuordnung von an diesem Tag Erfahrenem und Gelerntem und an der Lösung von Aufgaben.

Das Ergebnis kann sich dann plötzlich und unerwartet mitten in einer ganz anderen Situation in Form eines Geistesblitzes äußern!

Besonders kreativ ist man übrigens kurz vor dem Einschlafen und in der Aufwachphase, weshalb ein kurzes Mittagsschläfchen oft kreativitätssteigernd ist.

Quelle „Das große Buch der Lerntechniken“ 2005 Zusammenfassung Sigrid Ebert

So fördern Sie Ihre Kreativität!

Wenn Sie über einer Aufgabe brüten und das Gefühl haben, nicht weiterzukommen, dann sollten Sie eine Pause einlegen, zum Beispiel um einen Spaziergang zu machen. Das lenkt ab und wirkt auf Ihren Geist sehr entspannend.

Sie können aber auch Kreativitätsspiele ausprobieren, denn Kreativität lässt sich gut spielerisch trainieren und es wirkt auf Ihren Geist wie Lockerungsübungen auf Muskeln und Gelenke.

Pipi Langstrumpf Zug

Puppenzug

In der folgenden Übung geht es um die freie Entfaltung Ihrer Ideen. Lassen Sie keinerlei Beschränkungen zu, alles ist erlaubt und alles ist möglich! Ihr Geist soll aus festgefahrenen Bahnen befreit werden und es sollen neue Verbindungen zwischen Ihren Synapsen im Gehirn entstehen. Es geht eben nicht um sinnvolle Antworten und Plausibilität. Schreiben Sie die Antworten auf – das verstärkt den Effekt!

Übung:


Überlegen Sie sich mindestens fünf Dinge, die passieren würden, wenn

  • a) die Meere der Welt austrockneten?

  • b) Wir statt Benzin Milch tankten?

  • c) Bäume keine Blätter hätten?

  • d) Alle Menschen barfuss gingen?

  • e) Alle Menschen dieselbe Sprache sprächen?

  • f) Männer Kinder bekämen?

  • g) Nur noch Frauen Politiker sein dürften?

  • h) Ihre Urenkel aus der Zukunft zu Besuch kämen?


Viel Spaß!

Quelle „Das große Buch der Lerntechniken“ 2005 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Hirnjogging ist gut

Schach, Kreuzworträtsel oder Sudoku, doch das scheinbar einfache Memory Spiel hält unser Gehirn am besten fit, denn Emotionen trainieren das Gedächtnis am besten. Gespräche und Gesellschaftsspiele sind besonders gut geeignet, um dem Vergessen vorzubeugen. Schach und Zahlenrätsel helfen weniger.

Will man sich Zahlen merken, so geht das besser, wenn man diese Zahlen mit Bildern verknüpft. Durch die Verknüpfung sind sie keine abstrakten Zeichen mehr. Sie werden vielmehr mit Bildern und Emotionen verbunden – und emotionalen Input mag das Gehirn.

Gedächtnistraining

Gedächtnistraining

Dinge, die wir mit etwas Persönlichem verbinden, speichern wir besser. „Deshalb funktioniert das biografische Gedächtnis so gut“,  sagt Professor Henning Scheich, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Neurobiologie in Magdeburg. Eindrücke, die mit Gefühlen, Gerüchen oder anderen Emotionen kombiniert aufgenommen werden, haben eine Chance, über das Kurzzeit- sogar ins Langzeitgedächtnis gespeichert zu werden.

Sinnvollerweise funktioniert das nicht nur bei Freude und Begeisterung, sondern besonders bei Gefühlen wie Angst und Schmerz,“ sagt Henning Scheich. „Ein gebranntes Kind scheut das Feuer, heißt es ja so schön.“

Eine Hypothese dazu besagt, dass nicht an einer bestimmten Stelle beispielsweise eine Vokabel gespeichert wird, sondern immer an mehreren Stellen gleichzeitig. „Sehr basale Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens immer wieder gemacht haben, sind offenbar so umfassend gespeichert, dass sie kaum mehr zu löschen sind,“ sagt Scheich. Deshalb sei das regelmäßige Wiederholen von Lerninhalten, wenn auch lästig, doch unbedingt notwendig.

Die Umbauprozesse, die an den Synapsen der Nervenzellen ablaufen und das Langzeitgedächtnis bilden, dauern offenbar mehrere Tage. „Wiederholt man das Gelernte in dieser Zeit, kann man den Umbau intensivieren,“ sagt Scheich. „Deshalb ist Üben und Wiederholen für den Aufbau des Gedächtnisses von großer Bedeutung.

Generell gilt: Alles, was mit Emotionen verknüpft ist, wird besser gespeichert. Entsprechend bringen Trainingsprogramme, die immer gleich ablaufen, seien es Computerspiele oder Kreuzworträtsel, weniger für die Hirnfitness als ein Treffen mit Freunden oder eine Diskussionsrunde unter Kollegen. „Denn es ist wichtig, dass man nicht in standardisierte Abläufe hineingerät,“ sagt Professor Wolfgang H. Jost von der Deutschen Parkinson Gesellschaft. „Selbst bei einer Demenz können Synapsen im Gehirn gebildet werden,“ so der Neurologe.

Mit diesen Verbindungsstellen bilden die Gehirnzellen immer neue, weit verzweigte Netze. Wer sein Gehirn aber mit immer ähnlichen Aufgaben konfrontiert, baut kein weit verzweigtes Netz auf, sondern nur wenige Straßen. „Das beste Training für das Gehirn ist Kommunikation,“ sagt Jost. „Wer mit anderen Menschen viel redet, bekommt ständig eine Fülle von Eindrücken, die emotional aufgeladen sind und damit besser gespeichert werden können.“ Der Kaffeeklatsch, eine Diskussionsrunde oder auch das gute alte Memory Spiel mit Freunden sind das beste Training für das Gehirn.

Zudem sind diese emotional gelernten Inhalte leichter wieder abrufbar.

„Die Welt“ 24. November 2007 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Unterscheiden sich Gehirne?

Wie unterscheiden sich die Gehirne von „intelligenten“ und „dummen“ Menschen?

Lange Zeit vermutete man, Quantität bedeute auch Qualität – je mehr graue Zellen, desto schlauer der Mensch. Doch ausgerechnet Einsteins Gehirn war allenfalls durchschnittlich groß. Die schiere Hirnmasse ist nicht verantwortlich für den Intelligenzquotienten eines Menschen.

Wenn die Forschung auch noch am Anfang steht, so scheint es stattdessen Besonderheiten im Gehirn selbst zu geben, die Menschen überdurchschnittlich intelligent machen.

Eine genauere Untersuchung von Einsteins Gehirn ergab, dass manche Zonen wie der Scheitellappen bis zu 15 Prozent mehr entwickelt waren als bei anderen Menschen. Offenbar sorgt dieser Umstand für eine bessere neuronale Vernetzung. Anders ausgedrückt: Ungewöhnliche Gehirne sorgen für ungewöhnliches Denken.

Das menschliche Gehirn

Das menschliche Gehirn

Das amerikanische Institute of Mental Health veröffentlichte eine Studie über die Hirnentwicklung von Kindern. Sie besagt, dass bei intelligenten Kindern zwischen sechs und sieben Jahren die Hirnrinde dünner war als bei anderen Kindern – eine weitere Anomalie, die aus noch ungeklärten Gründen die Kleinen im Denken bevorteilt. Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen sind ebenfalls in der Hirnentwicklung anormal; ihr Okzipitalhirn bildet sic später aus als bei normalen Kindern. Beruhigend, dass Zappelphilippe spätestens mit 16 Jahren aufschließen.

Ein weiteres Merkmal intelligenter Menschen: Sie setzen ihre beiden Gehirnhälften besser und gleichmäßiger ein. Nicht von ungefähr sind viele große Denker auch künstlerisch begabt. Logik plus Phantasie ist die Gleichung für Intelligenz. Das Gehirn muss also nicht größer sein – es reicht, die Kapazitäten beider Hälften optimal zu nutzen.

Quelle P.M. Juli 2008 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Gedankensuche im Gehirn

Wissenschaftler müssen sich jetzt das Denken anders denken: Weniger als einen bestimmten Ort im Gehirn, von dem aus ein Gedanke wandert – und schon gleich gar nicht quer durch den Kopf – sondern als ein komplexes Zusammenspiel unterschiedlicher Nervenzellen.

Bis zu 100 Milliarden Nervenzellen befinden sich im Gehirn – und jede von ihnen ist mit 10.000 anderen vernetzt. Es gibt mehr Verknüpfungsmöglichkeiten der Neuronen als es Atome im Universum gibt!

Zwischen diesen Neuronen funkt es, und zwar gewaltig: Elektronische Impulse werden weitergegeben, die „Aktionspotenziale“. Nach einer Sekunde kann eine Nervenzelle mindestens hundert davon erzeugen, manchmal sogar bis zu tausend.

Gedankenblitze im Gehirn

Gedankenblitze im Gehirn

Aber damit ist ein Gedanke noch immer nicht lokalisiert. Denn es gibt keine geistige Funktion, bei der nur ein einziges Areal im Gehirn tätig wäre. Wenn wir denken sind immer ganz verschiedene Teile des Gehirns gleichzeitig aktiv. Dies zeitgleichen Aktivitäten sind messbar und darstellbar: Es entstehen spezifische raumzeitliche Muster des Gehirns, wenn ein Gedanke entsteht, eine Erinnerung abgerufen oder ein Sinneseindruck wahrgenommen wird. Der „Geistesblitz“ ist also eher ein Gewitter im Gehirn.

Schon vor hundert Jahren hat das der Neurologe Korbinian Brodmann anschaulich beschrieben: Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Areale des Gehirns funktioniert wie ein Kammerorchester. Denken wir zum Beispiel an einen Apfel, dann ist das eine ganze Sinfonie, deren unterschiedliche Stimmen von ganz verschiedenen Musikern gespielt werden: Farbe, Form, Geruch und Geschmack des Apfels werden aus den unterschiedlichen Gehirnarealen „zusammengedacht“.

Die Informationsverarbeitung funktioniert im Gehirn durch eine zeitliche Organisation: Es stellt gleichsam eine zeitliche Plattform, ein Gegenwartsfenster von etwa drei Sekunden, eine Drei-Sekunden-Bühne. Diese Länge ist nicht willkürlich: Solche Zeitfenster gibt es überall – ein Händedruck, ein Blick zurück, ein Schluck Wein, all das dauert ungefähr drei Sekunden.

Soll eine Information gelernt werden, wird sie am besten in solchen Drei-Sekunden-Happen verarbeitet und ins Langzeitgedächtnis aufgenommen.

Bayrischer Rundfunk Wissen/Bildung November 2005 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Kontaktfreudige Synapsen

Sie sind die wichtigste Voraussetzung für einen klugen Kopf: Je mehr andere Neuronen eine Nervenzelle kennt, umso besser. Eine möglichst komplexe Vernetzung der Neuronen steigert die Leistung des Gehirns: flexibles Denken, großes Wissen, gute Erinnerung.

Der größte Teil der Verbindungen zwischen den Nervenzellen des Gehirns wird in den ersten Lebensjahren angelegt: Kinder brauchen vielfältige Erfahrungen, müssen viel erleben, um viel begreifen zu können.

Die Synapsenbildung der Neuronen kann aber auch angeregt werden – die Lernbereitschaft des Gehirns kann erhöht werden. So werden am Institut für Kommunikation und Gehirnforschung in Stuttgart spezielle neuroaktive CDs für Kinder mit Lernschwächen oder motorischen Störungen entwickelt: Spezielle Musik oder Geräusche sollen neue Frequenzbereiche im Gehirn anregen – Walgesang während der Rechenaufgaben etwa. Sogar bei autistischen Kindern zeigen sich erste Erfolge dieser Behandlung.

Synapsen

Auch im Alter ist unser Gehirn noch ausbaufähig: Neurologen haben herausgefunden, dass Nervenzellen sich ein ganzes Leben lang teilen können. Unsere kleinen grauen Zellen sterben also nicht nur ab, sondern es kommen auch immer wieder neue hinzu. Zurzeit werden die Substanzen erforscht, die dieses Nervenwachstum fördern. Noch weiß man nicht viel über den „Nervendünger“, nur das er vermehrt bei geistiger und körperlicher Aktivität entsteht.

Eine andere spektakuläre Erkenntnis: Auch die Verbindungen der Neuronen im Gehirn können ein  ganzes Leben lang umgebaut und erweitert werden. Werden einzelne Areale des Gehirns geschädigt, können die unbeschädigten Teile die Funktionen übernehmen und neue Verbindungen eingehen. In einer erstaunlichen Reorganisationsleistung bildet das Gehirn neue Neuronenverbände, um die Funktionstüchtigkeit zu erhalten – etwa nach einer Hirnschädigung durch einen Schlaganfall.

Bayrischer Rundfunk November 2005 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Jeden Tag ein neues Universum

Jeden Tag ein neues Universum

Kaum ein Prozess läuft so vielschichtig ab wie die Reifung des menschlichen Gehirns. Bereits sechs Wochen nach der Entstehung des Embryos bilden sich die ersten Hirnnervenzellen. Sie entstehen in Rekordzeit, so dass an manchen Tagen bis zu 580.000 Stück pro Minute gebildet werden. Rund 120 Milliarden solcher Neuronen bringt ein Neugeborenes mit auf die Welt.

Sobald ein Kind den Mutterleib verlassen hat, entwickelt sich das Gehirn in großer Geschwindigkeit. Der Säugling lernt – und sein Gehirn entwickelt sich. Es baut an seiner „funktionalen Architektur“, dem neuronalen Gerüst, das bestimmt, was ein Mensch kann, fühlt und wer er ist.

Neuronale Verknüpfungen

Neuronale Verknüpfungen

Ein Gehirn, das ausdauernd und kontinuierlich gefordert wird, verliert seine Leistungskapazität selbst im Alter nicht. Intensives Nachdenken, sich mit einer Sache beschäftigen, selber denken, all dies verbessert messbar die Gehirndurchblutung und mobilisiert den Gehirnstoffwechsel. Aktives Denken verdichtet die Verbindungen der Milliarden Nervenzellen untereinander, in dem sich die Synapsen verändern. Diese Verdichtung führt zu mehr Leistung und lässt sich in jedem Lebensalter aufbauen.

Die Grundlage jeden Gedächtnistrainings ist die Schulung der bildhaften Vorstellung, denn Bilder merken wir uns besser als Worte. Das heißt, eine abstrakte Information, die man erhält, sollte mit einer konkreten bildhaften Vorstellung und einem Speicherwort verknüpft und mit Gefühlen und Sinneseindrücken verbunden werden. Später, wenn man sich an die Information erinnern will, fallen einem die mit dem Bild verbundenen Informationen dann sehr viel leichter wieder ein.

Besonders wichtig für die intellektuelle Entwicklung ist emotionaler Kontakt. Kinder lernen Wörter schneller, wenn ein vertrauter Erwachsener ihre Sprechversuche begeistert kommentiert. Sie verbinden mit den neuen Vokabeln dann ein positives Gefühl und behalten sie daher besser.

Wir neigen dazu, unsere Kinder mit Reizen zu überfluten. Wenn sie als Säuglinge am liebsten mit den Händen spielen, überhäufen wir sie schon mit allem möglichen Spielzeug. Eltern sollten nicht zu viel und keinesfalls immer nur Perfektes anbieten. Sonst zerstören sie den Endecker- und Erfindergeist. Denn Kinder lernen an besten durch eigenes Ausprobieren und unmittelbare Erfahrung. Erst dann bauen sich bleibende neuronale Netze auf. Doch nur solche, die gebraucht werden bleiben.

So genannte Entwicklungsfenster bestimmen, welche Fähigkeiten der Säugling wann erlangt. Insgesamt aber endet diese optimale Lernphase sehr früh. Wenn Schüler mit zehn Jahren englische Vokabeln lernen, ist das Sprachfenster längst wieder zugefallen. Bei den meisten ist das Gehirn nach zehn Jahren so weit gereift, dass sie nun bewusst nach Regeln lernen müssen –anders als Kleinkinder, die spielend zwei Sprachen gleichzeitig erwerben.

Mit etwa zehn Jahren geht das Fenster auf, das es dem Menschen ermöglicht, ein soziales Wesen zu werden: Im Gehirn formen sich die Strukturen, an denen das Ich-Bewusstsein hängt. Etwa zu diesem Zeitpunkt entwickeln sie auch ein kurzzeitiges „episodisches Gedächtnis“, in dem sie nun Erlebnisse vorübergehend als Erinnerungen abspeichern. Spätestens dann brauchen Kinder unbedingt Erwachsene, die sich nach wiederkehrenden Regeln verhalten. Sonst wachsen sie mit falschen Annahmen über die Welt auf.

Quelle: Der Spiegel 43/2003 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Die Macht guter Gefühle

Positive Emotionen stärken Körper und Geist und machen fit für Krisenzeiten. Die neueste Erkenntnis: Der Blick durch die rosarote Brille lässt sich trainieren!

Längst haben Wissenschaftler bemerkt, dass Menschen, die sich gut fühlen, im Schnitt auch länger leben. Doch wie ist es möglich, dass Vertrauen in die Zukunft zu einer höheren Lebenserwartung verhilft? Kann ein heute erlebtes, gutes Gefühl so langfristige Folgen zu haben? Und falls ja, sind positive Emotionen dann eine Frage des Schicksals oder lassen sie sich gezielt erzeugen?

Erste Antworten liefert die junge Disziplin der „positiven Psychologie“. Sie ist das geistige Kind von Martin E.P. Seligman. Zusammen mit Forschern der University of Chicago empfiehlt er, sich darum zu kümmern, was das Leben lebenswert macht.

Positive Emotionen stärken Körper und Geist

Positive Emotionen stärken Körper und Geist

Der Einfluss positiver Gefühlszustände auf Denken und Verhalten lässt sich psychologisch untersuchen. Einige Mediziner bekamen Süßigkeiten und wurden gebeten, laut zu denken, während sie den Fall eines Patienten mit einer Lebererkrankung lösen sollten. Die beschenkten Ärzte integrierten die unterschiedlichen Daten nicht nur schneller als jene,  die leer ausgingen, sie bissen sich auch seltener an einem Gedanken fest und waren eher bereit, voreilige Schlüsse wieder zu verwerfen.

Ähnlich gelang es gut gelaunten „Streitschlichtern“ im Experiment besser, ein komplexes Verhandlungsproblem zu lösen.

Fazit: Das Denken sich wohl fühlender Menschen ist kreativer, flexibler, umfassender und offener.

Quelle Barbara L. Fredrickson 2003 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Glücksgefühle durch Mathe

2008 war das Jahr der Mathematik. Für Mathematikprofessor Ehrhard Berehnds ist Mathe eine Wissenschaft, die Glücksgefühle auslösen kann. Doch er weiß, dass seine Faszination für Mathematik befremdlich wirkt.

Behrends will die Vorzüge seines Fachs populär machen. „Mathematik ist fast überall“ sagt er. Sie steckt hinter Kennwörtern beim Datenaustausch, in der Graphik auf dem PC-Monitor und selbst im U-Bahn-Fahrplan.

Eine Einführung in die Mission „Liebe zur Mathematik“ gibt es in seinem Büro. Dort hat der 61-jährige begeisterte Programmierer am Computer komplexe Gleichungen in bunte Farbformen umgesetzt, die an Gesteinsschichten oder Tapeten aus den 70er-Jahren erinnern. Er zaubert auch dreidimensionale Graphiken hervor, die das Auge täuschen wie ein Bild des niederländischen Malers Maurits Cornelis Escher. Das Auge lässt sich reinlegen, ein Mathematiker nicht. Der rechnet nach: Stimmt das oder stimmt das nicht?

Vielfalt Mathematik

Mathematik, das sei für ihn wie eine Übersetzung in eine andere, universelle Sprache, in der sich eine Frage präziser formulieren und leichter lösen lässt.

„Wenn ich in Paris nach dem Weg frage, hilft mir Französisch ja auch am besten weiter,“ sagt er zur Erklärung.

Behrends zweite große Liebe gehört der Musik. Sie ist für ihn Mathematik zum Hören. „Tonleitern haben eine mathematische Grundlage“ betont er. Der Professor spielt Klavier, Querflöte, Saxofon und Gitarre.

Als Lohn für seine Mühe winke einem Mathematiker im besten Fall das “wunderbare Glücksgefühl“ eine glasklare Lösung gefunden zu haben, sagt Behrends. Zum ersten Mal hat er dieses Gefühl bei der Konstruktion von Dreiecken in der achten Klasse gespürt. Es hat ihn nicht wieder losgelassen.

Ein Problem aber bleibt – und das heißt Schule. Viel zu sehr würden sich Lehrer und Schüler im Formalen und Abstrakten verlieren, kritisiert Behrends. Das sei, als ob man einen Klavierschüler immer wieder die Tonleiter in cis-Moll üben lasse – aber nie Beethovens Mondscheinsonate. Dabei sei Mathematik ein Teil der Kultur, eine Sprache, die seit den alten Griechen doch nur auf Anwendungen warte.

Es ist die Vielfalt seines Fachs, für die Behrends im Jahr der Mathematik werben will.

Quelle 18.Januar 2008 „Die Welt“ Zusammenfassung Sigrid Ebert

Die Förderschule von Marbach

Gymnasien betätigen sich im Allgemeinen als Ausleseanstalten. Dass es auch anders geht zeigt das preisgekrönte Friedrich-Schiller-Gymnasium von Marbach mit seinem Motto „Alle kommen ans Ziel.“

Dass dies kein hohler Spruch ist, zeigt die Statistik. Von 1900 Schülern mussten im letzten Jahr nur fünf eine Klasse wiederholen, zehn wechselten auf die Realschule.

Die ungewöhnlich niedrige Zahl von Sitzenbleibern und Schulabsteigern empfindet Günter Offermann, Leiter des Friedrich-Schiller-Gymnasiums,  noch immer als zu hoch. „Wenn ein Schüler Probleme hat, müssen wir fragen, was wir anders machen müssen,“ formuliert Offermann sein pädagogisches Ethos.

Förderschule

Förderschule

Für das ungewöhnliche Konzept haben Offermann und sein Kollegium als bisher einzige Vertreter dieser Schulform (Gymnasium) den Deutschen Schulpreis erhalten, die renommierteste Auszeichnung hierzulande. Das Friedrich-Schiller-Gymnasium hat ein ausgeklügeltes System der Diagnose und Therapie von Lernschwierigkeiten entwickelt.

Die Förderangebote sind einzigartig in ihrer Fülle und engmaschigen Staffelung. So soll garantiert werden, dass schwache Schüler nicht den Anschluss verpassen – und starke über sich hinaus wachsen. Es gibt Lernwächter, Hausaufgabenhelfer, internetbasierte Übungslektionen, Stützkurse in den Sommerferien, aber auch zusätzlicher Stoff in Wochenendakademien, in Begabtenklassen oder Unterricht durchgehend in Englisch.

In der Sommerschule können versetzungsgefährdete Schüler ihre Defizite ausgleichen. Zwei Stunden täglich pauken sie mit einem älteren Schüler Physikformeln, üben den Ablativus absolutus oder englische Konversation. Es lohnt sich: Alle Absolventen der Sommerschule haben ihre Versetzung geschafft. Anders als die Mathestunden kosten die Ferienstunden etwas, 160 Euro für zwei Wochen. Bedürftige erhalten Nachhilfe kostenlos.

Dabei steht dem Schiller-Gymnasium kein Sonderbudget zu Verfügung. Die vielen Angebote gründen sich auf die Größe der Schule und das Engagement der Lehrer. „Englisch und Sport haben Sie studiert, und was können Sie noch?“ ist eine der beliebtesten Fragen des Schulleiters im Vorstellungsgespräch.

Gleichzeitig verleiht die Autonomie, die Schulen zunehmend genießen, dem Gymnasium Spielraum. So erhielten die Schulen für die Schulzeitverkürzung auf 12 Jahre zusätzliche Ressourcen. Die Marbacher steckten das Geld nicht wie andere in zusätzlichen Fachunterricht für alle, sondern in Förderstunden für wenige.

„Ma, ma, ma, ma“ die Schüler der Klasse 5h üben Vokabeln. Die Lehrerin, Sabine Heesemann, lässt die Begriffe im Chor nachsprechen. Was sich fast wie viermal dasselbe Wort anhört, bedeutet jedes Mal etwas anderes. Im Chinesischen bestimmt die Betonung, wie ein Wort zu deuten ist. Zudem müssen sich die Schüler für jeden Begriff das Schriftzeichen einprägen. Da hilft nur stures Pauken. Chinesisch zu lernen erfordert dreimal so viel Zeit wie Englisch zu üben, schätzt die Sinologin Heesemann.

Ihr Schüler aber bringen gute Voraussetzungen mit. Sie besuchen eine der Klassen für besonders Begabte. Die Gruppe hat den gleichen Anspruch auf Förderung wie die Lernschwachen. Sie schreiten im Curriculum schneller voran und lernen in Projekten, die mehrere Fächer umfassen. Nach drei Jahren werden die Schüler auf Regelklassen verteilt, damit sie nicht „im verplombten Zug“ durch ihre Schulzeit reisen, heißt es.

Zusätzliches Lernfutter erhalten sie weiterhin in Schülerakademien. An vier Wochenenden im Jahr experimentieren Experten aus Hochschulen und Museen der Region – Mathematiker, Heimaltkundler, Meeresbioligen – am Schiller-Gymnasium mit besonders interessierten Schülern.

Dies Werkstätten sind keine elitären Veranstaltungen. Auch talentierte Schüler der Haupt- und Realschule, die sich auf demselben Gelände befinden, dürfen sich bewerben. Das Schiller-Gymnasium sucht, auch das ist keine Selbstverständlichkeit, den Kontakt zu anderen Schulformen. Schon jetzt stehen die Hausaufgabenhilfe sowie die zahlreichen Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag allen offen.

Gerne würde Schulleiter Offermann auch die Lehrer austauschen. „Ein Studienrat könnte an der Hauptschule lernen, wie man mit schwer zu motivierenden Schülern umgeht“ sagte er. Noch ist die Begeisterung für die Idee begrenzt. Hohe Mauern stehen zwischen den pädagogischen Professionen.

Offermann selbst könnte sie bald überwinden. Der 57-Jährige hat sich für die Gesamtleitung aller drei Schulen beworben. In Baden-Württemberg hat es so ein Experiment, das leicht nach Gesamtschule riecht, bislang nicht gegeben. Aber das war am Friedrich-Schiller-Gymnasium noch niemals ein Argument.

Mein ganz persönlicher Wunsch: dass das hoffentlich bald an allen Schulen in ganz Deutschland Nachahmer findet!

Quelle „Die Zeit “ 30. April 2008 Zusammenfassung Sigrid Ebert